Gynäkologie/ Urologie in der Physiotherapie

 

Physiotherapie bei Beschwerden im Beckenbereich

 

Sanfte, gezielte Hilfe für Blase, Darm und Geschlechtsorganen

Probleme im Beckenbereich sind weit verbreitet – und dennoch oft ein Tabuthema. Beschwerden wie unkontrollierter Harn- oder Stuhlverlust, Schmerzen im Becken, Druckgefühle oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können die Lebensqualität stark beeinträchtigen. In Österreich ist fast jede 10. Person im Laufe ihres Lebens davon betroffen – Frauen ebenso wie Männer.

Die gute Nachricht: In vielen Fällen lassen sich diese Beschwerden durch spezialisierte physiotherapeutische Behandlung deutlich lindern oder verbessern.

 

Der Beckenboden – mehr als nur ein Muskel

Der Beckenboden ist ein fein abgestimmtes Zusammenspiel aus Muskeln, Faszien, Nerven und Organen. Er trägt wesentlich zur Kontrolle von Blase und Darm bei, stabilisiert den Rumpf und spielt eine zentrale Rolle für Sexualfunktion und Schmerzfreiheit im Becken.

Kommt es hier zu einem Ungleichgewicht – etwa durch zu wenig Kraft, zu viel Spannung oder eingeschränkte Beweglichkeit –, können unterschiedlichste Symptome entstehen. Ursachen dafür sind individuell und reichen von Lebensstilfaktoren über hormonelle Veränderungen bis hin zu Schwangerschaften, Geburten, Operationen oder anderen Vorerkrankungen.

 

Wann Physiotherapie sinnvoll ist

Die moderne Physiotherapie in der Gynäkologie und Urologie setzt nicht ausschließlich auf klassisches Beckenbodentraining. Je nach Beschwerdebild stehen unterschiedliche therapeutische Ansätze im Vordergrund – insbesondere auch bei chronischen oder wiederkehrenden Schmerzen im Beckenbereich.

Dazu zählen unter anderem Beschwerden wie:

  • anhaltende oder zyklusabhängige Beckenschmerzen
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • muskuläre Verspannungen oder Schutzspannungen im Becken
  • funktionelle Störungen von Blase oder Darm
  • wiederkehrende Entzündungen
  • Senkungsbeschwerden
  • Beschwerden nach operativen Eingriffen oder Geburten

Auch komplexe Krankheitsbilder wie Endometriose, Vulvodynie oder Vaginismus können physiotherapeutisch begleitet werden – immer angepasst an die individuelle Situation.

 

Warum eine genaue Abklärung entscheidend ist

Kein Becken gleicht dem anderen. Deshalb beginnt jede physiotherapeutische Behandlung mit einem ausführlichen Befund. Dabei wird unter anderem erhoben:

  • wie die Muskulatur im Becken- und Bauchraum arbeitet
  • ob eher eine Schwäche oder eine Überaktivität vorliegt
  • wie Beweglichkeit, Atmung und Haltung zusammenspielen
  • welche Alltagsfaktoren die Beschwerden beeinflussen

Auf dieser Basis wird ein persönlicher Therapieplan erstellt – zielgerichtet, nachvollziehbar und gut in den Alltag integrierbar.

 

Physiotherapeutische Begleitung in der Gynäkologie und Urologie

Physiotherapie kann unter anderem unterstützen bei:

  • Beschwerden rund um Kinderwunsch, Schwangerschaft und Rückbildung
  • Nachbehandlung nach gynäkologischen oder urologischen Operationen
  • Funktionsstörungen des Beckenbodens (zu wenig oder zu viel Spannung)
  • Schmerzen im Becken- und Intimbereich
  • Belastungs- und Dranginkontinenz
  • wiederkehrenden Blasenproblemen
  • Senkungen von Blase oder Gebärmutter

 

Ziele der Behandlung

Im Mittelpunkt der Therapie stehen:

  • die Wiederherstellung eines funktionellen Gleichgewichts im Becken
  • das Lösen schmerzhafter Spannungen und Bewegungseinschränkungen
  • der gezielte Aufbau oder das bewusste Entspannen der Muskulatur
  • die Verbesserung von Körperwahrnehmung, Haltung und Atmung
  • der sichere Umgang mit dem eigenen Körper im Alltag
  • das Erlernen eines individuellen Übungsprogramms für zu Hause

Ein zentraler Bestandteil ist dabei immer die Hilfe zur Selbsthilfe: Patient:innen sollen verstehen, was im Körper passiert, und aktiv Einfluss auf ihre Beschwerden nehmen können.

 

Mehr Lebensqualität durch gezielte Physiotherapie

Physiotherapie im gynäkologischen und urologischen Bereich verfolgt ein klares Ziel: Beschwerden reduzieren, Sicherheit zurückgeben und Lebensqualität verbessern. Durch eine Kombination aus fachlicher Kompetenz, individueller Betreuung und alltagstauglichen Strategien kann ein nachhaltiger Therapieerfolg entstehen – Schritt für Schritt und im eigenen Tempo.

 

Sie müssen mit Ihren Beschwerden nicht allein bleiben.
Wenn Sie unsicher sind, ob Physiotherapie für Sie sinnvoll ist, nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf. In einem geschützten Rahmen klären wir gemeinsam, was Sie brauchen und wie eine physiotherapeutische Begleitung aussehen kann.

 

 

 

Ihre Ansprechpartnerin in der Praxis Lebensbaum


Fachliche Orientierung & interdisziplinärer Hintergrund
Die physiotherapeutische Begleitung im gynäkologischen und urologischen Bereich stützt sich auf aktuelle Erkenntnisse aus Beckenbodenphysiotherapie, Schmerzforschung und funktioneller Anatomie. Fachliche Orientierung bieten unter anderem:

  • Physio Austria – Berufsverband der Physiotherapeut:innen in Österreich
    (Beckenbodenphysiotherapie, gynäkologische und urologische Physiotherapie)
  • International Continence Society (ICS)
    (internationale Leitlinien zu Blasen- und Beckenbodenfunktionsstörungen)
  • Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG)
    (Empfehlungen zu gynäkologischen Beschwerdebildern)
  • NICE Guidelines (UK)
    (Pelvic Floor Dysfunction, Inkontinenz, chronische Beckenschmerzen)
  • Endometriose-Vereinigung Austria / ESHRE Guidelines
    (interdisziplinäre Versorgung bei Endometriose)
  • PubMed / PubMed Central (PMC)
    Internationale medizinisch-wissenschaftliche Datenbank mit Studien zu Beckenbodenphysiotherapie, Endometriose, chronischen Beckenschmerzen, Inkontinenz und physiotherapeutischen Interventionen.